Job-Wechsel und andere Abenteuer  

Im Leben wie im Beruf hat man stets drei Möglichkeiten: Love it, change it or leave it. Man arrangiert sich mit den Mißständen, man versucht sie zu ändern oder man geht einen anderen Weg. Hauptsache raus aus der Opferrolle.

Die fiktiven Geschichten aus der Veranstaltungswirtschaft handeln
vom Scheitern und Gelingen eines Job-Wechsels – mal aus der Sicht des Bewerbers, mal durch die Brille des Betriebes, auch die Situation von Freelancern wird beleuchtet. Unerschöpfliche Quelle sind meine Erfahrungen als „Perlenfischer“, zudem Autobiografisches aus vier Jahrzehnten work@event.

Personen und Unternehmen sind frei erfunden, nur die Probleme nicht:
Zu wenig Geld, fehlende Aufstiegschancen, keine Wertschätzung, Über- oder Unterforderung, Suchterkrankungen, Burnout, Mobbing, Diskriminierung, Bewerbungsangst und der weltweit häufigste Kündigungsgrund: Ein miserabler Chef.

Jede Ähnlichkeit mit existierenden Personen wäre rein zufällig. Total real dagegen sind die Titelsongs aus Rock und Pop.  

Autor: Wolf Rübnermehr Infos

How happy are you with your job?
Foto @ Wolf Rübner

Inhaltsverzeichnis:

Episode 1: Should I stay or should I go

Den Anfang machen die Pioniere des Punk The Clash

Beginnen wir mit dem Paradebeispiel von Bleiben oder Gehen. Man kann verschiedene Arten unterscheiden: der negativ motivierte Job-Wechsel (Unzufriedenheit), der positiv motivierte (Geld, Status, Entwicklung) und der Zufall, etwa, wenn der „Perlenfischer“ anklopft.

Laura arbeitet im Frankfurter Büro einer Agentur-Gruppe, die früher als außerordentlich kreativ galt, heute aber nur noch groß ist. In Deutschland wurde eine Niederlassung nach der anderen aus dem Boden gestampft. Dazu die Internationalisierung – China, USA, Brasilien – sie erforderte die ganze Aufmerksamkeit des Managements.  

Die Schattenseiten der Expansion bekam Laura bald zu spüren: sterile Büroräume – ganz im Gegensatz zur Gründerzeit-Villa am Stammsitz. Spärliche Informationen über das große Ganze, über die anderen Teams, zum Ziel der Reise, überhaupt, das Grundrauschen bestand aus allerlei Gerüchten.

Der Niederlassungsleiter hatte nicht viel zu melden, Entscheidungen wurden in „Moskau“ getroffen. Aber man gehörte dafür zum Marktführer, die Bezahlung war überdurchschnittlich, es fühlte sich aber wie ein goldener Käfig an. Das wirklich Positive waren die Kollegen. Es wäre ihr wie ein Verrat vorgekommen, sie im Stich zu lassen.    

Bei einer After-Work-Party in der Copper Bar hatte Laura eine schicksalhafte Begegnung mit einem Kollegen aus einer Wiesbadener Event-Agentur, die nicht nur für perfekte Events bekannt war. Begeistert lauschte sie seinen Schilderungen von der Atmosphäre, dem Zusammenhalt, den gemeinsamen Aktivitäten, den Freiheiten. Sie kam ins Grübeln – should I stay or should I go?

Doch was sind die Chancen und was die Risiken einer beruflichen Veränderung. Eine knifflige Frage. Laura probierte es mit der Benjamin-Franklin-Methode. Außerdem erkundigte sie sich über die in der Region ansässigen Agenturen. Sie analysierte die Stellenangebote und schaute sich die Bewertungen auf kununu an. Dann listete sie die Vor- und Nachteile ihrer aktuellen Stelle auf.

Laura war jetzt sehr viel klüger, fühlte sich aber noch nicht in der Lage, zu entscheiden – kündigen oder bleiben. Was fehlte, war eine Rangfolge der Entscheidungskriterien. Sie beriet sich mit ihrer Freundin. Beide kamen zum gleichen Ergebnis – raus aus der Komfortzone! No risk no fun!

Achtung Baby: Im Hintergrund lauert stets eine Gefahr – ist das Glas halb voll oder halb leer? Die Entscheidung kann deshalb in die eine oder die andere Richtung kippen. Welcher Typ bist Du? Pessimist oder Optimist?

Keep on rockin‘

(Bild: DALL-E 3 / vt-stage)

Episode 2: Under Pressure

Reise zurück in die 90er mit dem Titel-Song von David Bowie

Der Geschäftsführer des Berliner Caterers Gourmet Factory ist verzweifelt: Seit Wochen sucht Michael händeringend einen weiteren Koch. Der Druck im Kessel steigt täglich, weil die Qualität der Küche spürbar nachläßt. Es gibt erste Kundenbeschwerden.

Aus heiterem Himmel flattert eine Bewerbung ins Haus. Thomas Kuri wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen, an dem auch Manja, die Leiterin People & Culture teilnimmt. Man vereinbart ein zweites Gespräch. Michael hat sich insgeheim schon für den Kandidaten entschieden, obwohl – irgendetwas stört ihn. Aber der Druck, die Stelle zu besetzen, ist beinahe unerträglich.

Michael und Manja beraten sich nach Ende des zweiten Gesprächs. Er: “Der Kuri hat 5 Jahre in der Schwarzwaldstube in Baiersbronn gearbeitet, sein Zeugnis ist gut, das ist eine tolle Visitenkarte.“ Sie: “Aber das ist lange her, danach wechselte er häufig, schied auf eigenen Wunsch aus.“ Er: „Wir müssen jetzt entscheiden, der Zustand ist untragbar!“ Sie: „Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe bei ihm eine Fahne gerochen…“
Er: „Ich habe nichts bemerkt, schicken Sie ihm bitte einen Arbeitsvertrag.“

Noch in der Probezeit muß Thomas das Unternehmen wegen seines Alkoholproblems verlassen. Was lernen wir daraus?

Man sollte die feinen Antennen der Frauen nicht ignorieren. Und auch bei großem Druck eine Entscheidung absichern (z.B. Referenzen einholen), über Alternativen oder Interims-Lösungen nachdenken – eine Entscheidung nicht majorisieren.

Keep on rockin‘

(Bild: DALL-E 3 / vt-stage)

Episode 3: The Road to Hell

Reise zurück in die 80er mit dem Titel-Song von Chris Rea

(Nach einer wahren Begebenheit) Mike spielt Klavier, reitet wie ein junger Gott und ist als Technischer Leiter ein Koryphäe. Und Freelancer aus Überzeugung. Er hat Sinn für Dramaturgie und ist – obwohl Franke – ein schwäbischer Tüftler. Kein Wunder, daß eine seinerzeit renommierte Agentur aus Solingen fragte, ob er nicht an Bord kommen wolle.  

Nun, er wollte, was sich bald als grober Fehler herausstellen sollte. Ein „Freibeuter“ in einer 200-Mann-Agentur? Kann das gut gehen? Zum Einstand gab es nicht nur ein geräumiges Büro, eine Architektin als Mitarbeiterin, sondern auch jede Menge Vorschußlorbeeren. Erklärungen „von oben“ gab es eigentlich nicht.

Mike schob Frust und schüttete dem Autor und Büronachbarn immer mal wieder sein Herz aus. Aber niemand nahm ihn richtig ernst, jeder war zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Das Ergebnis nach 10 Monaten? „Einige schöne Projekte, doch die Leute verstehen überhaupt nicht, was ich kann und warum ich hier bin. Ich zeichne hauptsächlich Bestuhlungspläne, es ist die Hölle, Mann. Darauf habe ich keinen Bock mehr!“ so Mike bei seiner Kündigung.

Was lernen wir daraus? Eine neue Abteilung muß erklärt und „beworben“ werden. Ein neuer Bereich benötigt eine Weile, um sich zu integrieren. Das gilt für beide Seiten. Die richtige Entscheidung, die technische Planungs- und Ausschreibungskompetenz der Agentur zu erhöhen, hätte von der Bereichsleitung begleitet werden müssen.

Keep on rockin‘

(Bild: DALL-E 3 / Wolf Rübner)

Episode 4: Hotel California

Reise zurück in die 70er mit dem Titel-Song von The Eagles ein Song ohne Verfallsdatum.

Jessica jubelte wie in der Stepstone-TV-Werbung „Yes, yes, yes!“ Sie hatte gerade die Zusage für ihren Traum-Job erhalten: Bankettleiterin in einem Münchner Nobel-Hotel, ein Leading Hotel of the World. Dafür mußte sie allerdings von Mainz umziehen.

Im Bewerbungsgespräch war der extrem schwierige Wohnungsmarkt angesprochen worden. Von der Zusicherung der Personalerin „Wir unterstützen Sie natürlich“ war allerdings nicht viel übrig geblieben.
Jessica wohnte erst einmal provisorisch bei ihrer Cousine in Unterföhring. Wochenlang suchte sie verzweifelt nach einer passenden kleinen Wohnung, die in ihr Budget paßte. Eines Tages schockte die Cousine sie mit „mein Freund zieht in vier Wochen ein“. Im Klartext – sie mußte raus.  

Jessica war mit den Nerven am Ende und stand am nächsten Tag bei der Personalleiterin Andrea auf der Matte, um ihre scheußliche Situation deutlich zu machen. Und auf die Hilfszusage zu pochen. Mit Tränen in den Augen „Ich weiß nicht mehr weiter, helfen Sie mir bitte!“

Andrea antwortete trocken „Hotel California“. „Wie bitte?“ „Wir haben für Notfälle ein paar Zimmer in einer ehemaligen Pension gemietet, eins steht gerade leer. Wir hängen das nicht an die große Glocke. Wir nennen es intern Hotel California. Da können Sie bleiben, solange es nötig ist.“ Jessica war unglaublich erleichtert. Am nächsten Tag zog sie um und ein paar Monate später in eine WG zu einer befreundeten Kollegin.

Was lernen wir daraus? Eine „Wohnungsreserve“ für neue Mitarbeiter ist in Zeiten von Fachkräfte- und Wohnungsmangel doppelt clever.  

Keep on rockin‘

(Bild: Midjourney / vt-stage)

Episode 5: Spiel mir das Lied von der Kündigung

(Nach einer wahren Begebenheit) Das Leben schreibt die wunderlichsten Geschichten. Jens arbeitete in der Buchhaltung einer seinerzeit führenden Event-Agentur aus Solingen. Er ist gelernter Elektriker und wie er zum Zahlen-Jongleur wurde, liegt im Nebel der Geschichte.

Seine Aufgaben wurden immer anspruchsvoller, die Computer-Programme immer komplizierter und Jens zum Master of Desaster. Soll heißen, nach mehreren Gesprächen incl. Abmahnung wollte man ihm kündigen. Er war ein Pfundskerl, jeder mochte ihn, eigentlich hätte man ihn gern behalten. Da hatte die Geschäftsleitung eine unkonventionelle Idee, so wurde der Verfasser beauftragt, das Kündigungsgespräch zu führen und die Situation zu retten.

WR: „Jens, wir müssen reden. Deine Leistungen machen uns echt Kummer, Du hast Deine Versprechen nicht eingehalten. Nichts ist besser geworden. Deine Kollegen sind sauer. Du fühlst Dich in der Buchhaltung unwohl, das kann man sehen. Kommst Du eigentlich morgens gern zur Arbeit?“
Jens: „Nein, manchmal ist mir schlecht, ich würde lieber zuhause bleiben.“
WR: „Dann muß ich eine Entscheidung für uns beide treffen, wir müssen Dir leider kündigen.“
Jens: „Damit habe ich schon lange gerechnet.“
WR: „Aber… vielleicht gibt es einen Ausweg, Jens Du bist doch gelernter Elektriker?“ Jens: „Ja schon, warum?“
WR: „Wir brauchen einen zweiten Hausmeister, traust Du Dir das zu?“
Jens: „Ich glaube schon, das würde mir Spaß machen.“
WR: „Dann laß es uns probieren!“

Daraus wurden viele Jahre einer fruchtbaren Zusammenarbeit, also ein gelungener Job-Wechsel, für den allerdings ein Geistesblitz notwendig war. Was lernen wir daraus?

Natürlich funktioniert so ein interner Wechsel nur unter bestimmten Umständen. Einen Wechsel vom Projektmanagement in den Personalbereich habe ich schon beobachtet oder vom Event-Bereich in den Incentive-Bereich. Oder von einer Niederlassung in eine andere. Überall, wo es um Projektmanagement geht, ist so ein Wechsel denkbar. Anlässe sind z.B. Mobbing, Differenzen mit der Führung oder Zwistigkeiten unter Kollegen.

Und wenn Du gerade Zeit hast, dies ist der Titel-Song von Ennio Morricone

Keep on rockin‘

(Bild: DALL-E 3 / Wolf Rübner)

Episode 6: You don’t fool me

Reise zurück in die 90er mit dem Titel-Song von QUEEN

Tatort Untertürkheim: Nach einer hitzigen Diskussion stampft Janine mit hochrotem Kopf aus dem Büro ihres Chefs zurück an ihren Arbeitsplatz und von dort direkt in die innere Immigration. „Nicht mit mir, nicht mit mir“, murmelt sie vor sich hin. Was war passiert?   

Janine arbeitet als Projektleiterin in einer Stuttgarter Agentur, die für ihre spektakulären Inszenierungen reihenweise BrandEx Awards abräumt. Bekannt ist sie allerdings auch für eine „schwäbische“ Entlohnung der Mitarbeiter. Der Geschäftsführer ist der Meinung, Ruhm und Ehre seien ein geldwerter Vorteil.

Janine kennt das nur aus ihrer Gehaltsabrechnung. Die Kunden loben sie in den höchsten Tönen, was sie eines Tages ermutigt, erstmals wegen einer Gehaltserhöhung zu fragen. Der Head of Operations antwortet ihr ausweichend, will sich dafür „stark machen“. Diese Floskel kennt Janine zur Genüge und ist wütend und frustriert.

Ein paar Tage später meldet sich abends per WhatsApp der Geschäftsführer eines lokalen Wettbewerbers, der in letzter Zeit einige begehrte Pitches gewonnen hat – man munkelt, vorwiegend durch Dumping-Preise. Er macht ihr ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann.

Janine unterschreibt Hals über Kopf und voller Genugtuung den Arbeitsvertrag, der ihr mehr Gehalt und eine Beförderung garantiert. Drei Monate später flattert ihr eine betriebsbedingte Kündigung auf den Tisch.

Was lernen wir daraus? Gefühle sollten nicht blind machen für die Realitäten des Wirtschaftslebens. Bewerber sollten sich sorgfältig über den potenziellen neuen Arbeitgeber und seine Führungskräfte informieren. Hierzu zapft man formelle und informelle Kanäle an.

Das eigene Netzwerk wispert nicht nur Gerüchte, sondern transportiert auch Insider-Informationen. Was spricht man über die Unternehmenskultur, über die Fluktuation, über die Bezahlung? Was schreiben Ehemalige bei der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu? Gibt es ein transparentes Bewerbungsverfahren? Gibt es Auszeichnungen als Arbeitgeber? Wie lautet das Versprechen an die Mitarbeiter als Pendant zum USP?

Keep on rockin‘

(Bild: DALL-E 3 / Wolf Rübner)

Episode 7: Land of Confusion

Reise zurück in die 80er mit dem Titel-Song von Genesis (geniales Video)

Robert sitzt gerade in seinem neuen Stammlokal Sassafras und genießt den lauen Sommerabend. Er ist frisch nach Düsseldorf gezogen, ein ausgebuffter Event-Profi mit großer internationaler Erfahrung. Projektmanagement, interkulturelle Kompetenz, Führungsqualität,
Berufs- und Lebenserfahrung sind seine Trümpfe. Mit Mitte 50 steht er quasi im Zenit seines Könnens und ist prädestiniert, komplexe Projekte wie Olympische Spiele oder eine Roadshow über drei Kontinente zu leiten.

Während er gerade überlegt, ob Freelance oder eine Festanstellung in seiner persönlichen Situation sinnvoller ist, meldet sich telefonisch der Chef eines weltweit agierenden Non-Food-Caterers, ein alter Bekannter. „Hallo Robert, hast Du gerade eine halbe Stunde Zeit?“ „Schieß los.“ „Ich habe einen Job zu vergeben, für den nur Du infrage kommst.“ Robert fühlt sich geschmeichelt, „laß hören.“

Nach einer Stunde ergibt sich für Robert folgendes Bild:

  • Das Projekt ist eine mehrjährige Roadshow für einen US- Getränkekonzern aus Anlaß des 100jährigen Jubiläums
  • Der aktuelle Projektleiter fällt wegen Krankheit langfristig aus
  • Der Zeitplan ist ins Rutschen gekommen
  • Das Gehalt und der Bonus sind mehr als verlockend

Der Anrufer legt noch eins drauf: nach der Roadshow einen Vertrag als Geschäftsführer für Europa. Robert bittet um Bedenkzeit. Er schwebt wie auf einer Wolke, die Situation fühlt sich unwirklich an. Er bespricht sich mit seiner Frau. Die fragt ihn, wo der Haken sei?

Robert sagt nach drei Tagen zu und erhält einen Vertragsentwurf, der alle Zusagen des CEO bestätigt.

Nach den ersten Wochen der Einarbeitung und des Kennenlernens der wichtigsten Projektpartner, beschleicht Robert ein mulmiges Gefühl.
Ihm wird das ganze Ausmaß des Chaos deutlich. Das Projekt ist nicht gut aufgesetzt, nicht gut dokumentiert, allgemein sind die Arbeitsprozesse im Unternehmen nicht so transparent und effektiv wie man es erwarten sollte. Eines Abends rief aus den USA der CEO des Kunden an, ein unangenehmes Gespräch – Alarmstufe Rot.

Ein Zurück kam für Robert nicht infrage, doch wie konnte er sich aus dieser Falle befreien? Er erinnerte sich an einen alten Kumpel, der für sein strategisches Genie bekannt war. Gemeinsam entwickelten sie bei einer Flasche Rotwein einen Plan. „Robert, Du mußt größer denken. Bilde ein Core-Team, das ausschließlich Projektleitungsaufgaben wahrnimmt. Du leitest dieses Team, bist nur für den Kunden und das Budget zuständig. Suche sofort die passenden Leute im Unternehmen, die Besten, die Du finden kannst. Laß Dir freie Hand geben. Das ist die einzige Chance – für Dich und den Laden!“

Was lernen wir daraus? Man bekommt nichts geschenkt. Chancen und Risiken stehen wie an der Börse in einem engen Verhältnis. Die Fallhöhe beachten. Sich mit einem Experten beraten, der emotional nicht involviert ist. Keep on rockin‘

(Bild: DALL-E 3 / Wolf Rübner)

Episode 8: Hier kommt Alex

Reise zurück in die 80er mit dem Titel-Song von Die Toten Hosen

„Man kann Menschen nur vor die Stirn gucken“ ist eine Binsenweisheit. Alexander arbeitet seit einigen Jahren als Technischer Projektleiter einer Veranstaltungstechnik-Firma in Köln. Er gilt als zuverlässig, tüchtig, vielleicht etwas schräg. Seine homophoben Sprüche nimmt niemand ernst, auch nicht seine seltsame Tätowierung.    

Die Firma kommt nach der Pandemie nicht so richtig auf die Beine und muß Personal abbauen. Es trifft auch Alex, weil er Single ist. Ully, sein Chef hat ein schlechtes Gewissen und ein gutes Herz. Deswegen schreibt er ihm ein hervorragendes Zeugnis und unterschlägt, daß es wegen seines ruppigen Umgangston mehrmals Beschwerden gab. Und daß er Alex im RheinEnergieSTADION schon einmal mitten in einer Hooligan-Gruppe gesehen hat. Ully verdrängt diese Tatsachen, weil er andere Probleme hat.

Alex findet schnell einen neuen Job bei Schwarzhaupt Presentation Service, nicht nur wegen des tollen Zeugnisses, sondern auch, weil er sich, wenn er will, sehr zivilisiert benehmen kann.

Alex verhält sich während der Probezeit unauffällig. Wenig später gibt es auf einer Autobahn-Raststätte eine Schlägerei zwischen zwei
Hooligan-Gruppen. Ausgerechnet ein Kollege entdeckt ihn auf einem Foto, das auf Facebook gepostet wurde.

Patrick, der Kollege, behält sein Wissen zunächst für sich, bis es einen Vorfall bei einem Konzertaufbau gibt – Alex rutscht die Hand aus und verletzt den Rigger Rico, der ebenfalls bei Schwarzhaupt arbeitet. Das hat natürlich ein Nachspiel und Patrick beichtet seinem Chef. Alex wird fristlos gekündigt. Ergebnis: Nicht nur eine Störung des Betriebsfriedens, sondern auch hohe Fluktuationskosten und Mehrarbeit für einige Mitarbeiter.

Was lernen wir aus dieser Geschichte? Laut dem Urteil BAG 17.2.1988 –
5 AZR 638/86 besteht bei Arbeitszeugnissen der Grundsatz der Wahrheitspflicht. Zwar hat die Wahrheitspflicht Vorrang vor dem Grundsatz des Wohlwollens, dennoch darf nicht alles, was wahr ist, im Zeugnis stehen. Z.B. Verdächtigungen sind auch bei laufendem Verfahren nicht erlaubt.

Also – mehr Zeit in das Einstellungsverfahren investieren! Referenzen einholen, Probearbeitstag, die Mitarbeiter in die Beurteilung einbeziehen. Keep on rockin‘

(Bild: DALL-E 3 / Wolf Rübner)

Episode 9: With a Little Help from My Friends

Reise zurück in die 60er mit dem Titel-Song von Joe Cocker (Live at Woodstock)

„Freelance ist eine höhere Form der Selbstausbeutung.“ Dieser Satz hallte im Kopf von Tina lange nach. Sie hörte ihn in einem Panel für Freelancer-Themen der Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft. Tina ist Anfang 50, eine gefragte Projektleiterin, spezialisiert auf Teilnehmermanagement, mit reicher Erfahrung bei Automotive Events. Beruflich und finanziell geht es ihr weit besser als dem Durchschnitt der freien Projektleiter.

Tina denkt an ihren Ski-Unfall und den Kreuzbandriß, der ihr trotz entsprechender Verdienstausfallversicherung ein Loch in die Kasse gerissen hat. Darüber hinaus hatte sie erstmals einen Forderungsausfall.
Sie setzt sich hin und stellt eine betriebswirtschaftliche Kalkulation an, bewertet Risiken, so wie sie es im BWL-Studium gelernt hat.

Richtig schlecht wird ihr bei der Frage, wie lange sie den Job noch machen kann – bis 60? Bis 65? Und reicht dann die Alterssicherung für den Rest des Lebens? Außerdem möchte sie irgendwo Spuren hinterlassen, also Veranstaltungen, die mit ihrem Namen verbunden werden.

Tina erkennt, daß sie einen Plan B braucht und bringt ihre Bewerbungsunterlagen auf Vorderfrau. Sie erstellt eine Liste von Agenturen, bei denen sie sich bewerben will, denn für die Kundenseite ist sie mittlerweile zu alt oder zu teuer oder beides.

Einer ihrer treuesten Kunden ist die Düsseldorfer Agentur simply perfect im Medienhafen. Deniz, einer der beiden Geschäftsführer, hat keinen Zweifel an ihren fachlichen und menschlichen Qualitäten. Doch hegt er große Skepsis, ob sie nicht eine typische Einzelkämpferin ist, die sich mit den Regeln und Prozessen einer mittelgroßen Agentur schwertut. Markus, der andere GF will das Risiko eingehen. Bei diesem Patt holen die beiden den Head of Operations ins Boot. Betroffene zu Beteiligten machen! Armin ist begeistert von der Aussicht, Tina fest ins Team zu holen und ist sicher, „ich weiß wie sie tickt und wie man sie integrieren kann.“ Was macht Armin so sicher? Er hat einen Plan! Er investiert viel Zeit in ein engmaschiges Onboarding mit regelmäßigen Feedback-Gesprächen.
Er vermittelt Tina die Werte und Arbeitsweise der Agentur. Er kümmert sich um ein effektives Socialising. Armin begründet dem Team, welche Bereicherung Tina als Mensch und Expertin ist. Mit der Zeit verspürt Tina großen Rückhalt, sie fühlt sich willkommen. Es war eine kollegiale Freundschaft entstanden. Nach 6 Monaten feiern alle die gemeinsame Entscheidung einer unbefristeten Festanstellung. Auch die beiden Geschäftsführer. Keep on rockin‘

(Bildgenerator / Wolf Rübner)

Episode 10: Pinball Wizard

Reise zurück in die 60er mit dem Titel-Song von The Who aus der ersten
Rock-Oper der Musikgeschichte

Tom ist ein ganz normaler Jugendlicher von 17 Jahren, dem man sein Handicap nicht ansieht – er hat eine Lese-/Rechtschreibstörung.
Bei schriftlichen Prüfungen verkrampft er so sehr, daß er keinen Schulabschluß geschafft hat. Trotzdem wünscht er sich sehnlichst, ins Berufsleben zu starten und auf eigenen Beinen zu stehen.

Seine ganze Hoffnung ruht auf seinem handwerklichen Geschick. Ob Lego Technic, Super-Puzzles oder der Bau von Möbeln, er beweist ein erstaunliches räumliches Vorstellungsvermögen. Seine Mutter spricht gern von seiner besonderen Intuition, ganz wie der Pinball Wizard aus der Rock-Oper „Tommy“.

Tom bewirbt sich bei Schreinereien, Tischlereien, bei Messebau-Firmen.
Es hagelt nur Absagen, Tommy verzweifelt immer mehr, weil ihm niemand eine Chance geben will. In dieser Situation gehen seine Eltern mit ihm zur Handwerkskammer Freiburg, weil sie von einem Förderprogramm gehört haben. Es gelingt Hartmut, dem Ausbildungsbotschafter, einen ausbildungswilligen Messebaubetrieb für Tom zu finden.

Messebau Schöpflin aus Endingen am Kaiserstuhl bzw. sein Inhaber Jörg, kennt Legasthenie aus dem Bekanntenkreis und will es mit Tom versuchen. Er besteht alle praktischen Prüfungen und versemmelt regelmäßig alle schriftlichen Tests, fällt durch die Zwischenprüfung und die Wiederholung. Sein Ausbilder ist allerdings voll des Lobes über das handwerkliche Können von Tom.

Nachdem nun schmerzlich klar ist, daß Tom keinen Berufsabschluß erreichen wird, findet eine Besprechung mit Tom, seinen Eltern, dem Leiter der Werkstatt und Chef Jörg statt. Es geht um Tom’s Zukunft, welche Optionen gibt es? Tom möchte bleiben, egal zu welchen Bedingungen. Sein Meister möchte ihn behalten „Tom ist für mich unverzichtbar, alle mögen ihn.“ Jörg denkt einen Moment nach. „Also gut, wir stellen Dich ein, Tom, und zwar zum regulären Gesellengehalt.“ Tom bekommt Gänsehaut…..

Was lernen wir daraus? Dieses Beispiel soll deutlich machen, daß die Papierform nicht alles ist. Z.B. ist Berufserfahrung relevanter als der in der Ausschreibung gewünschte akademischen Abschluß. Die Aussagekraft von Abiturnoten sinkt seit Jahren. Private Hochschulen betrachten ihre Studenten als Kunden (…bei uns fällt niemand durch) mit allen daraus folgenden negativen Konsequenzen.

Keep on rockin‘

(Bildgenerator / Wolf Rübner)

Episode 11: Steh auf, wenn Du am Boden bist

Reise zurück in das Jahr 2002 mit dem Titel-Song von Die Toten Hosen

„Sie haben den Krebs besiegt!“ Michael wäre seinem Arzt am liebsten um den Hals gefallen. Seine Erleichterung war mit Händen zu greifen. Die Tortur war vorbei, 16 Monate voll Disziplin, Willenskraft und emotionaler Achterbahn fanden ein glückliches Ende.

Michael war Mitte 50 und arbeitete bis zu seiner Kündigung 27 Jahre als Programmierer in einem Kölner Software-Unternehmen. Ja, man hatte ihn obendrein zu seiner Krebserkrankung während des ersten Lockdowns auch noch gekündigt. Es hatte ihm die Luft geraubt, den Boden unter den Füßen weggezogen. Mal empfand er unbeschreibliche Wut, dann wieder Ohnmacht. Wenigstens hatte sein Anwalt eine großzügige Abfindung erstritten.

Nach seiner Gesundung konnte er sich endlich um einen neuen Job kümmern. Doch mit Mitte 50 einen neuen Job finden? Er war inzwischen weit über ein Jahr raus aus dem Arbeitsleben. Er fremdelte mit dem Gedanken, in seine alte Tätigkeit zurückzukehren. Er fühlte sich arbeitsunfähig, die Aussicht auf Stress machte ihm Angst. Die Aussicht auf Arbeitslosigkeit aber auch, Panik stieg in ihm auf. „It’s better to burn out than to fade away.“ ging Michael durch den Kopf. Ein Spruch aus seiner Punker-Zeit.

Das erinnerte ihn an einen Kumpel aus dieser Zeit. Machte der nicht in IT? Er fand Marcel bei LinkedIn, ein paar Tage später verabredeten sie sich in Wuppertal, dem Sitz seines Unternehmens. „Was machst Du denn so?“ fragte Michael. „Wir managen Gäste- und Crew-Prozesse für Veranstaltungen.“ erwiderte Marcel. Dann sprachen sie über alte Zeiten und die Situation von Michael.

„Wie kann ich Dir helfen?“ „Ich brauche Arbeit!“ Marcel dachte einen Moment nach. „Also, es gibt ein Förderprogramm für 50+ von der Arbeitsagentur. Vielleicht machst Du Dich mit dieser finanziellen Unterstützung selbständig, dann kannst Du Deine Arbeitsbelastung selber steuern. Außerdem, wir könnten viel mehr Programmierer-Stunden verkaufen, wenn wir jemanden projekt-bezogen hätten.“

Michael informierte sich, dachte nach, horchte in sich hinein, sprach mit seiner Frau, sprach mit einem Steuerberater und faßte einen Entschluß: Neuanfang! Als selbständiger Programmierer!

Was lernen wir daraus? Laß Dich von der Arbeitsagentur beraten, aktiviere Dein Netzwerk, Weiterbildung öffnet neue Optionen, denke in neuen Bahnen.

Keep on rockin‘

(Bildgenerator / Wolf Rübner)

Episode 12: Schlaflos in Düsseltal

Reise zurück in die 90er mit dem Titel-Song von Faithless die heimliche Hymne der Event-Branche

(Nach einer wahren Begebenheit) Half past three in the morning in Düsseldorf-Düsseltal: Moritz findet keinen Schlaf. Er grübelt in einer Endlosschleife über seinen Einstieg ins Berufsleben, der nicht gelingen will.

Moritz ist eigentlich erfolgsverwöhnt: 1er-Abitur, Stipendien, Bachelor an der Uni Düsseldorf, Master an einer englischen Top-Uni, beides mit sehr gut abgeschlossen. Doch seit er an der Tür zur Berufswelt anklopfte erlebt er eine Enttäuschung nach der anderen. Jede Absage oder Nichteinladung fühlte sich wie eine Niederlage an. Zur Überbrückung bis zum ersten Job arbeitete er schon eine Weile bei einer bekannten Düsseldorfer
Altstadt-Bäckerei als Aushilfe.

Bei einigen Bewerbungen machte er teils absurde, frustrierende Erfahrungen, heute irgendwie undenkbar. Damals raubte es ihm den Schlaf. Im Sommer 2018 dann endlich der Einstieg als Junior-Projektleiter bei einer Top-3-Eventagentur mit Niederlassung an der Düsseldorfer Königsallee.

Nach einem guten Start, einer internen Auszeichnung als bester Nachwuchs-Präsentator flachte die Lernkurve langsam ab. Große Veränderungen im Team, eine vormals sehr stimmige Konstellation, brachten Moritz aus dem Gleichgewicht. Eine versprochene Gehaltserhöhung wurde während des ersten Lockdowns von der Geschäftsführung kassiert. Dann riß der Gesprächsfaden und es gab kein Gegenangebot, als eine Event-Agentur aus der Stadt mit der „großen Kirche“ (vulgo Köln) mit einem nicht nur finanziell sehr verlockenden Angebot um die Ecke kam. Man ließ Moritz ziehen, obwohl er sich ein gutes Standing erarbeitet hatte.

Doch zu früh gefreut. Die Stelle stellte sich ganz anders dar als ursprünglich kommuniziert.

Das Team gab es quasi nicht mehr. Die Bereichsleiterin wurde in die Geschäftsführung befördert, der Team-Leiter war in Elternzeit (mit beiden hatte das Bewerbungsgespräch stattgefunden) und die Juniorin hatte kurz vorher innerhalb der Probezeit gekündigt. Für keinen gab es zum Zeitpunkt seines Eintritts einen Ersatz.

Entsprechend musste er das Tagesgeschäft komplett alleine stemmen, ohne jegliche Einarbeitung. Nach zwei Monaten kam eine neue Team-Leiterin von intern, die ihren schlechten Ruf schnell bestätigte. Die Zusammenarbeit war kompliziert, sie übte ständig Druck aus (auch mit Nonsens-Aufgaben). Moritz sollte aufwändige Konzepte im Alleingang schreiben, obwohl er immer deutlich gemacht hatte, daß er darin keine Erfahrung hatte.

Half past three in the morning – Moritz findet wieder keinen Schlaf. Irgendwie saß er in der Falle. Er wollte nur weg, aber wie auf die Schnelle einen neuen Job finden? Die zwei kurzen Stationen würden sich auch im Lebenslauf nicht gut machen. Zweifel hielten ihn die halbe Nacht wach: „Man kann doch nicht einfach weglaufen, wenn’s schwierig wird…“

Schließlich streckte er doch seine Fühler in Richtung der alten Agentur aus und fragte informell, ob es Möglichkeiten für eine Rückkehr gäbe. Kurz – der „verlorene Sohn“ wurde wieder eingestellt, mit höherem Gehalt und dem Versprechen einer Beförderung. Glück gehabt.

Was lernen wir daraus? Manchmal hat man bei einem Wechsel einfach Pech. Ein Abgang vom alten Arbeitgeber mit Stil schadet nie.   

Keep on rockin‘

(Bildgenerator / Wolf Rübner)

Episode 13: Boulevard of Broken Dreams

Reise zurück in das Jahr 2004 mit dem Titel-Song von Green Day

Dafür würde Udo mitten in der Nacht aufstehen – eine Regiebesprechung mit der Agentur und den Köpfen der Gewerke. Anschließend eine Durchlaufprobe, Feedback und dann die Generalprobe. Deutschland-Premiere, ganz großes Tennis, er mitten drin. Bisher leider nur ein Traum.

Udo arbeitet bei Mazda Deutschland in der Verkaufsförderung und ist verantwortlich für die Händlerveranstaltungen. Live-Kommunikation fasziniert ihn, diese einzigartige Symbiose von Inszenierung, Dramaturgie und profaner Logistik. Letzteres war sein Ding, schließlich hatte er eine Weiterbildung als Scrum Master absolviert. Bisher hatte er nur kleinere Händler-Events organisiert, aber jetzt stand mit dem MX-5 ein wichtiger Re-Launch an mit Probefahrten und der Abendveranstaltung in einem Roncalli-Zelt.

Der Marketing-Leiter beauftragte Udo mit einer Agentur-Ausschreibung. Den Pitch gewann eine seinerzeit renommierte Agentur aus Solingen. Es wurde ein Riesenerfolg und Udo hatte Blut geleckt. Ein paar Monate später startete er dort als Senior-Projektleiter Automotive. Doch seine Euphorie erhielt schnell einen Dämpfer. Der erste Tag: Niemand nahm so richtig Notiz von ihm, Einzelbüros, alle standen unter Strom.

Dabei hatte es im Bewerbungsgespräch mit der Geschäftsführung noch ganz anders geklungen – von einer Win-Win-Situation war die Rede gewesen. Udo kann sich auf Automotive Events spezialisieren, die Agentur gewinnt einen Insider von der Kundenseite. Die Realität sah anders aus: zunächst herrschte eine Flaute bei Automobilaufträgen, die Projektleitung ging an andere, Udo war nur als Teilprojektleiter im Team. Auf Nachfrage bei der GF, wann er mehr Verantwortung erhalten würde, wurde er vertröstet – man sei in der Umstrukturierung. Es fehlte ihm damit ein richtiger Ansprechpartner.

So ging das erste Jahr ins Land. Irgendwie war er in der Truppe auch nicht angekommen, das merkte er beim Sommerfest, seine spröde Art stand ihm auch etwas im Weg. Dann wurde eine Struktur mit Bereichsleitern installiert, Udo hatte jetzt einen Häuptling, mit dem er früher schon nicht warm geworden war. Für ihn war damit der Weg zu Ende, sein Traum geplatzt.

Was lernen wir daraus? Nicht jeder ist für die Arbeit in einer Agentur geschaffen. Beim Seitenwechsel ist daher auch die Mentalitätsfrage zu prüfen, egal in welche Richtung man wechselt. Bei Zusagen im Bewerbungsgespräch muß die Person mitgedacht werden, die sie einhalten soll. Am besten ist sie beim Zweitgespräch dabei.

Keep on rockin‘

(Midjourney / Ambros Funk)

Episode 14: Poker Face

Reise zurück in das Jahr 2013 mit dem Titel-Song von Lady Gaga

„Jeder wird bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit befördert!“ Diese sarkastische Beschreibung über die Zustände in hierarchisch gegliederten Organisationen (Unternehmen, Institutionen, Vereine, Behörden) geistert als das Peter-Prinzip durch die Management-Literatur. Einfaches Beispiel: ein guter Lehrer ist nicht automatisch ein guter Schulleiter.

Leipzig ist eine pulsierende Metropole im Osten Deutschlands, ein bedeutender Messestandort, dessen Tradition bis auf das Jahr 1190 zurückgeht. Dazu gehört eine vielfältige Hotellandschaft mit Spitzenhotels. Helmut, der auch als Dressman eine gute Figur gemacht hätte, wohnt als Hoteldirektor mit seinem Chihuahua in der obersten Etage. Er ist jüngst von einem Novotel zu diesem 5-Sterne-Hotel gewechselt, einem klassizistischen Prachtbau mit 120 Zimmern.

Mit seinem Charme gewann er schnell die Herzen der Mitarbeiter. Alles verlief in ruhigen Bahnen, die Zahlen stimmten. Dann wurde der Posten der Hausdame vakant. Eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit, die nicht nur Erfahrung, Kompetenz und Stil, sondern auch Fingerspitzgefühl erfordert. Und ein gutes Händchen bei der Anleitung des Reinigungspersonals. In einem Wort – es braucht eine echte Lady für das erste Haus am Platze.

Zwei Kandidatinnen gehen ins Rennen: Alicia, die bisherige Stellvertreterin, seit 10 Jahren im Haus, Mitte dreißig, attraktiv, eine Spur zu kokett, sehr beliebt bei den Kollegen. Auf die Stellenanzeige hatte sich auch Gabriele, die Leiterin Housekeeping des ortsansässigen MotelOne beworben. Erstklassige Zeugnisse, Führungserfahrung, gepflegte Erscheinung.

Helmut und die Personalleiterin Gabyführen die Bewerbungsgespräche. Sie tauschen ihre Eindrücke aus. Helmut: „Eine schwere Entscheidung, Alicia kennt hier alles und alle, unsere Philosophie und sie kommt mit allen gut aus. Gabriele ist sehr qualifiziert, etwas teurer, sie war mir zu verschlossen, ein echtes Poker Face.“ Gaby: „Ich finde auch, wir sollten Alicia eine Chance geben.“ Was sie verschweigt, daß sie mit Alicia befreundet ist.
Helmut ertappt sich dabei, daß er gern bei Alicia „landen“ würde. Die Beförderung wäre vielleicht nützlich. Das hatte auch sein Vorgänger gehofft, allerdings vergeblich.

Alicia übernahm die Leitung des Housekeeping und entwickelte sich zum Biest. Die Beförderung war ihr zu Kopf gestiegen, sie kommandierte herum, wußte alles besser, reagierte mit Wutanfällen, wenn man ihr widersprach. Helmut traf zufällig eine Mitarbeiterin des Housekeeping weinend im Treppenhaus. Nach einigem Zögern schüttete sie ihr Herz aus.

Helmut versprach ihr, sich darum zu kümmern. Zur Rede gestellt, stritt Alicia alles ab und beschuldigte ihrerseits die Mitarbeiterin der Lüge.
Nach einiger Zeit der Ruhe meldete sich der Personalrat bei Helmut, es gäbe zahlreiche Beschwerden wegen Alicia und mittlerweile auch Kündigungen. Dies führe zu starken Problemen, weil der Arbeitsmarkt leer gefegt und das Haus ausgebucht sei.

Helmut und Gaby führten ein Feedback-Gespräch mit Alicia – ohne Erfolg. Sie mache nur ihren Job, die anderen wären neidisch, inkompetent und würden sie mobben. Gaby war danach entsetzt, „ich glaube, Alicia ist ein Narziss, so kannte ich sie früher nicht. Ist sie vielleicht mit der Verantwortung völlig überfordert?“ Helmut wirkte ratlos, „ich glaube, wir haben einen Fehler gemacht.“

Was lernen wir daraus? Mehr Sorgfalt bei der Beförderung und Auswahl von Führungspersonal. Schriftliche Kriterien festlegen, damit subjektive Gründe wie in diesem Fall keine Chance haben.

Keep on rockin‘

(Bildgenerator / Wolf Rübner)

Episode 15: Good Boss – Bad Boss

Sven sitzt in Berlin-Kreuzberg mit schwitzigen Händen im Konferenzraum eines Bühnen- und Setbauers und wartet auf seine Gesprächspartner. Er hatte sich als Bühnenbauer beworben. Nach der Pandemie brauchte er dringend einen neuen Job.

Während Sven sich noch akklimatisiert betreten zwei Männer breitbeinig wie Cowboys den abgedunkelten Raum. „Damaschke, ick bin der Chef hier“ begleitet von einem kräftigen Händedruck norden Sven direkt ein. Die zweite Person stellt sich mit einem Lächeln vor: „Hallo, herzlich willkommen, ich bin Julian, der Teamleiter“.

Damaschke schoß eine Frage nach der anderen ab. Er interessierte sich für jede Kleinigkeit im Lebenslauf, auch für Stärken und Schwächen von Sven. Anscheinend hatte er dann genug erfahren, denn seine Gesichtszüge entspannten sich und er endete mit: „Ich bin der beste Freund meiner Mitarbeiter, wenn sie meine Regeln einhalten. Die haben sich in dem harten Business bewährt. Wann können Sie anfangen?“

Sven war wegen der einseitigen Gesprächsführung noch etwas perplex, aber er war happy. „Nächste Woche.“ lautete seine knappe Antwort. Damaschke verabschiedete sich „die Details klären Sie mit Julian.“ Der wiederum machte eine entschuldigende Geste. „Stören Sie sich nicht an seiner Art. Er ist ganz ok. Wollen wir einen Betriebsrundgang machen? Dabei besprechen wir alles.“

Als Sven wieder zuhause war, war er froh und irritiert zugleich. Irgendwie fühlte er sich abgefertigt, kein Interesse an seiner Person, nur an seiner Arbeitskraft. Und Julian machte nicht den Eindruck als hätte er in dem Laden viel zu melden. Sven war hin und her gerissen. Sollte er den Job annehmen oder nicht?

Am nächsten Morgen setzte er sich an den Rechner und recherchierte und fand einen Artikel über die Merkmale eines guten Bewerbungsgesprächs. Z.B. daß Bewerber die Möglichkeit haben, alle Themen anzusprechen und Fragen zu stellen, die für sie wichtig sind. Mit einem echten Interesse an der Person. Sven wurde bewußt, daß dies nicht der Fall gewesen war. Er faßte sich ein Herz und sagte ab.

Was lernen wir daraus? Alarmstufe Rot im Bewerbungsgespräch, wenn es deutliche Anzeichen für eine schlechte Führungskultur im Unternehmen gibt. Hier rockt der good boss – Bruce Springsteen

Keep on rockin‘

(Bildgenerator / Wolf Rübner)


Wolf Rübner ist ein profilierter Arbeitsmarkt-Experte mit einem internationalen Netzwerk. Er stützt sich auf eine 20-jährige operative Erfahrung als Projektleiter, Creative Director und Account Director. Er ist mit unterschiedlichen Rollen vertraut – als Geschäftsführer, Auftraggeber, Dienstleister und Vorgesetzter.

Er war 15 Jahre Mitglied der Geschäftsleitung namhafter Kommunikations-Agenturen für Corporate Events, arbeitete für bekannte Marken und Unternehmen.

Nach einem BWL-Studium mit Schwerpunkt Marketing und einer Station in einer Unternehmensberatung sammelte er unternehmerische Erfahrung als geschäftsführender Gesellschafter einer LaserShow-Firma.

Generelle Kompetenzfelder sind Personalmarketing und Recruitment. Präsentations- und Führungs-Trainingrunden sein Portfolio ab.

Wolf Rübner versteht sich als Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis.

Fachbücher, Presseartikel, Seminare und Vorträge ergänzen seine Arbeit.

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